Ich schaffte es einfach nicht, mich zu entscheiden. Es war zum Mäuse melken.
Schon seit Tagen schob ich eine Entscheidung vor mir her. Dabei ging es eigentlich nur um eine Kleinigkeit - um meine Teilnahme am NLP-Übungsabend.
Immer, wenn ich mich entscheiden wollte, meldeten sich lautstark die Stimmen zwei innerer Anteile, die leider sehr gegensätzliche Positionen hatten.
Das klang dann ungefähr so:
Teil A:
„Ich hab’ keine Lust, abends nach der Arbeit noch irgendwo hin zu fahren. Es ist viel zu kalt. Wahrscheinlich friert das Auto ein, und bestimmt findest du wegen dem Weihnachtstrubel keinen Parkplatz.“
Teil B:
„Hinterher bereust du es bestimmt, wenn du nicht hin fährst. Außerdem hast du schon im Oktober abgesagt. Du wolltest doch häufiger NLP machen. Jetzt nutz doch die Gelegenheit."
Teil A:
„So lange Strecken im Dunkeln fahren, das stresst mich. Und Zuhause am Ofen ist es viel gemütlicher. Wir könnten noch was zusammen kochen und den Abend nett ausklingen lassen.“
Teil B:
„Wenn du erstmal da bist, wird es bestimmt super. Beim letzten Mal hat es dir doch auch so gut gefallen.“
Das ging jetzt schon seit Tagen so. Und immer, wenn ich fest entschlossen war, das Hin- und Her zu beenden und eine Entscheidung für eine Seite traf, meldete sich der jeweils andere Teil so lautstark, dass ich sofort wieder einknickte und die Entscheidung weiter aufschob.
Langsam wurde es peinlich.
Schließlich meldete sich ein weiterer Teil von mir und sprach ein Machtwort. Die Zuverlässige in mir wollte endlich antworten. Ob Zusage oder Absage, das war ihr völlig egal. Es musste eine Lösung her, um diesen blockierenden inneren Dialog zu beenden und endlich eine Entscheidung zu treffen.
Und dann machte ich endlich das, was mir in solchen Situationen schon oft geholfen hat: Ich stoppte das Gedankenkarussell in meinem Kopf, indem ich meine Gedanken zu Papier brachte. Dafür nutzte ich die Veränderungsmatrix, dich ich hier zu einer Entscheidungsmatrix umgewandelt habe. Das Modell stammt aus der „Motivierenden Gesprächsführung“ nach MILLER & ROLLNICK.
Im Gegensatz zur Pro- und Contra-Liste, bei der nur die Vor- und Nachteile einer Option untersucht werden, werden mit der Entscheidungsmatrix die Vor- und Nachteile von zwei Optionen deutlich. Genau das brauchte ich jetzt, um meine inneren Anteile zur Ruhe zu bringen!
Die Beschreibung klingt ein bisschen kompliziert, es geht aber ruckzuck. Hier ein Bild von meiner Entscheidungsmatrix.
Du brauchst ein Thema oder eine Frage, wo du dich zwischen zwei Optionen entscheiden willst. In meinem Fall war das der NLP-Übungsabend. Meine zwei Möglichkeiten waren Zusagen oder Absagen, also quasi ein „Ja oder Nein“. Du kannst es aber auch nutzen, wenn du zwischen zwei Alternativen entscheiden willst, zum Bespiel zwischen zwei verschiedenen Job-Angeboten oder zwei Weiterbildungsmöglichkeiten.
Dann nimmst du dir ein Blatt Papier, schreibst das Thema oder die Frage oben drüber und teilst das Blatt in vier Felder ein. Über die linke Spalte schreibst du Möglichkeit 1, das war in meinem Fall: „Absagen“, über die andere Spalte Möglichkeit 2, das war bei mir „Zusagen“.
Auf die linke Seite schreibst du die Bezeichnung der Zeilen. Ich hab' einfach nur + und - geschrieben, das steht für Vor- und Nachteile.
Jetzt füllst du alle vier Felder aus. Es hilft, sich dabei möglichst lebhaft vorzustellen, was die jeweilige Entscheidung für Folgen haben könnte und wie sich das für dich anfühlen würde.
Wahrscheinlich hast du schon während des Ausfüllens der Felder die ersten Erkenntnisse. Spätestens, wenn du alles ausgefüllt hast und auf einen Blick siehst, dass beide Seiten ihre Vor- und Nachteile haben, könnte es sein, dass dir einiges klar wird.
Für mich wurde klar, dass ich mir mit der Teilnahme am Übungsabend Bedürfnisse wie Zugehörigkeit, Erleben von Gemeinschaft und Lernen erfüllen konnte. Und plötzlich waren die Unannehmlichkeiten wie Kälte, Dunkelheit und Stress ziemlich unbedeutend und es fiel mir leicht, eine Entscheidung zu treffen - ganz ohne internes Rumgezicke!
Endlich schickte ich meine Zusage los. Ein bisschen glücklich und erleichtert. Auch ein bisschen beschämt, dass es so lange gedauert hatte. Und voller Vorfreude auf den Abend.
Mein Kopf ist wahnsinnig gut darin, sich Unangenehmes vorzustellen: Kälte, Dunkelheit, Hunger - das waren aus der Sicht meines Gehirns potentielle Gefahren, vor denen es mich beschützen wollte. Was ja grundsätzlich erstmal gut ist. Allerdings nicht, wenn mich das langfristig von Aktivitäten abhält, die förderlich für mein Wohlbefinden und meine Weiterentwicklung sind.
Durch das Anwenden der Entscheidungsmatrix ist mir deutlich geworden, was mir wirklich wichtig ist. Das hat mir geholfen, meinen Fokus zu ändern: weg vom Problem hin zur Lösung. Anstatt mich auf die Vermeidung von Stress zu konzentrieren, habe ich mich gefragt, wie ich damit umgehen kann.
Statt Mäuse melken und verzweifeln lieber mal zweifeln an der Wahrheit deiner Gedanken und deren Nützlichkeit hinterfragen.
Zugegeben: Manchmal ist es nicht so einfach, sich selbst auf die Schliche zu kommen. Je komplexer und emotionaler ein Thema ist, desto herausfordernder ist es, sich selbst mit Abstand zu beobachten. Wenn du bei einer Entscheidung alleine nicht weiterkommst, melde dich bei mir, ich unterstütze dich gerne mit einem Entscheidungs-Coaching.
Ich freu' mich auf dich!
Was denkst du?